Samstag, 7. September 2013

Schweiz: Gedanken einer Feministin zum Thema Zwangsdienst für Männer

Zora Debrunner ist Autorin und Thurgauerin. Und sie hat eine Meinung zum Thema Wehrpflicht für Männer:

Bei der Diskussion über die Wehrpflicht der Männer tauchen mit einem Mal Argumente auf, die hochemotional und geschlechterspezifisch sind. Gestandene Männer regen sich auf, dass Frauen überhaupt über dieses Thema abstimmen dürfen. Schliesslich müssen Frauen nicht einrücken. Wie also sollen sie mitreden, wenn es sie gar nicht betrifft?
Wer vor Jahren solche Argumente bei Abstimmungen wie beispielsweise der Mutterschaftsversicherung brachte, wurde als übler, männerhassender Blaustrumpf beschimpft. Natürlich dürfen in einem freien, ach so tollen Land wie der Schweiz beide Geschlechter über alles abstimmen. Alles andere wäre Diskriminierung.


Vielleicht sollte Frau Debrunner mal für einen Moment vorstellen, wie sie es fände, wenn plötzlich Männer über eine Gebärpflicht für Frauen befinden würden und gleichzeitig keinerlei Zwängen unterworfen sind. Oder sind Frauen etwa auch Zwangsdiensten unterworfen? In den Augen der Schweizerin schon:

Dass die Männer plötzlich Punkte bringen, wie „die Frauen sollten aber auch Wehrdienst leisten“ ist ebenfalls amüsant. In gewisser Weise tun sie es nämlich schon längst. Sie waschen die Wäsche ihrer Männer und Söhne, wenn sie aus dem Dienst kommen. Sie hören zu und trösten. Das ist jetzt natürlich sehr zynisch, passt aber zum Bild, das allgemein von der „guten Frau“ hierzulande herrscht.

Ja, das ist wirklich, denn das als Zwangsdienst zu bescheiden entbehrt jeder Rechtfertigung. Oder werden Frauen etwa von der Polizei dazu gezwungen, wenn sie ihren "häuslichen Pflichten" nicht nachkommen? Und war es nicht gerade ein Ziel des Feminismus, diese Rollen zu überwinden?

In meinem näheren Umfeld nehme ich die Musterung als persönliches Drama für die betroffenen jungen Männer wahr. Sie sind verunsichert, gerade was ihre weitere berufliche Laufbahn angeht. Mehr als einer bezeichnet den Wehrdienst als verlorene Zeit. Probleme wie Drogenkonsum und Alkoholmissbrauch werden vermehrt erwähnt.

Ja, als Frau die von derartigen Demütigungen wie der Musterung nie betroffen gewesen ist, lässt sich natürlich leicht ironisch von einem "persönlichen Drama" sprechen. 



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